Winterwanderung am 28. 12. 2013 bei Gremmelsbach im Schwarzwald 

Meinst du, es kommt überhaupt jemand bei diesem Sauwetter, sage ich zu meiner Frau und schaue vom Fenster zuhause zum Wöhrd, unserem Treffpunkt zur Schwarzwaldwanderung, hinab. Kaum jedoch habe ich ausgeredet, da fahren bereits die ersten Autos an und als wir ankommen, sind bereits über 25 Leute da. Wer hätte das gedacht?

Ich mache noch einen vagen Versuch, unsere Wanderung in geschützte heimische Wälder zu verlegen, ernte aber nur energische Proteste. Also los.

Über Hardt, Langenschiltach, Leutschenbach erreichen wir unseren Ausgangspunkt Storenberg. Trotz des regnerischen und nebligen Wetters erwartet uns eine reizvolle, von Tälern und Höhen geprägte Landschaft, in der die Bauern seit Jahrhunderten ihr karges Auskommen mit Ackerbau und Viehwirtschaft fanden. Und natürlich mit dem Sammeln von Heidelbeeren, die in den endlosen Wäldern zuhauf gedeihen. Bis zu 75 Liter brachte ein guter Sammler am Tag zusammen.

Dergestalt vorbereitet, machen wir uns auf den Weg. Schon bald öffnete sich der Wald und bescherte uns einen Blick über das Schwanenbachtal, die Höhen des Kinzigtales, und hätte der Nebel nicht einen Schleier vorgezogen, bis ins Elsass und auf die Vogesen. Und eine Tafel am Wege verriet, dass bei Dunkelheit und guter Sicht das beleuchtete Straßburger Münster in 60 km Entfernung zu sehen sei.

Nur wenig später nahm uns der Kreuzacker, ein markanter Aussichtspunkt mit Ausblick auf die Höhen um Triberg und Schonach, in seinen Bann.

Weiter geht’s durch dichten Wald der uns unser erstes Ziel, den Rappenfelsen, bis zuletzt verbarg. Doch urplötzlich steht dieses granitene Ungetüm, mit Stufen und Geländer versehen, vor uns. und es ist nur eines in einer Kette von Felsbastionen, die sich von Gremmelsbach bis Hornberg zieht. Wir gehen gleich weiter zum darunterliegenden Oberen Schloßfelsen, wo’s keinen mehr hält, vom Jugendlichen bis zum über 80jährigen, trotz Regen und Nässe diesem grandiosen Aussichtsfelsen zu besteigen.

Geschlagene Tritte und ein Geländer sind dabei nur eine bescheidene Hilfe. Aber es lohnt sich. Gebannt schauen wir, gebeutelt von Regen und Wind, über die Täler ringsum und sichten im Nebel die gegenüber im Berg in Tunnels verlaufende Schwarzwaldbahn. Die zweieinhalb Doppelschleifen zur besseren Überwindung des Höhenunterschieds sind nirgends besser zu beobachten als vom Schloßfelsen - wenn die Sicht ausreicht. 39 Tunnels und 136 Brücken befinden sich zwischen Hornberg und St. Georgen.

Den unteren Schloßfelsen mit seiner ehemaligen Burg lassen wir infolge des Wetters aus und wandern an den Hängen des Gutachtales auf idyllischen Waldpfaden zum Hauberg und zurück zum Kreuzacker. In der "Staude", einer urigen Gaststätte, findet die Wanderung einen gemütlichen Abschluss.

Schön, dass es auch heute noch möglich ist, Leute bei schlechtem Wetter hinter dem Ofen hervorzulocken, wenn das Angebot sie interessiert.

 

>Von Wanderführer Gerhard Hauser<

 

 

 

 

 

 

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